Kuriosithek – das Wörtchen der Woche lautet: Fisimatenten

Weiße Schrift und Schreibfeder-Icon auf schwarzem Hintergrund: Oben steht "Kuriosithek". Unten steht "Fisimatenten". Dazwischen sind ein Mädchen in grünem Kleid, ein napoleonischer Soldat und ein Zelt im Comic-Stil abgebildet. | Klopfecke - Texte mit Geist

Frischer Zuwachs für die Wörtchen-Sammlung

Heute hab ich wieder ein besonders eigentümliches Wort für dich:

Die „Fisimatenten“ geruhen, in die Kuriosithek einzuziehen.

Bemerkenswert an diesem Wörtchen ist nicht nur sein erheiternder Klang, sondern auch seine Zugehörigkeit zur seltenen Spezies „Pluraletantum“.

Das sind Wörter, die nur im Plural vorkommen und davon gibt’s in der deutschen Sprache nicht so viele. Bei Alpen, Masern und Kosten sind die Fisimatenten somit in vertrauter Gesellschaft.

Oder ist euch schon mal eine Alpe begegnet?

Hier in den nördlichen Gefilden ist das Wort inzwischen recht selten geworden, steht aber hin und wieder noch gern für Unsinn, Blödsinn, Unfug und andere unvernünftige Handlungen, die jemanden in Schwierigkeiten bringen können.

Bürokratischer Unsinn

Wie die Fisimatenten entstanden sind? Darüber sind sich die Sprachexperten nicht so richtig einig.

Ein möglicher Urahn des Ausdrucks ist der Begriff „Visae patentes“, der in der lateinischen Amtssprache des 16. Jahrhunderts ein vorschriftsmäßig verliehenes Patent bezeichnete, damals eine Art vom Landesherrn beglaubigter Gewerbeschein.

Dieser Schein wurde wohl von vielen Bürgern als unliebsamer bürokratischer Stolperstein empfunden.

Wahrscheinlich gesellten sich noch die sinnlosen Wappenverzierungen „Visament“ zur Bedeutung, die sich im Frühneuhochdeutschen zu „Fisiment“ wandelten.

Demnach waren Fisimatenten also überflüssiger Unsinn, der aber Probleme mit sich brachte, wenn man ihm nicht die ordnungsgemäße Aufmerksamkeit widmete. Man könnte sagen: Im deutschen Rechtssystem wimmelt es heutzutage von Fisimatenten.

Zweifelhafte Verlockungen

Zur Entstehung dieses Wörtchens gibt es noch eine weitere Legende, die zwar weniger wahrscheinlich, mir persönlich aber sehr sympathisch ist.

Angeblich versuchten die französischen Soldaten während der Besatzung im 19. Jahrhundert, junge Mädchen zum amourösen Stelldichein in die provisorische Heimstatt zu locken, indem sie riefen: „Visitez ma tente!“ (Besuch mein Zelt!)

Machte eine unverheiratete Tochter Anstalten, das Haus zu verlassen um auszugehen, wurde sie daher ermahnt, bloß keine Fisimatenten zu veranstalten.

So, um ein Sprachschätzchen reicher, darf die Kuriosithek nun wieder für eine Woche die Pforten schließen. Mal schauen, was als Nächstes reinkommt…

Schreibe einen Kommentar