Kuriosithek – das Wörtchen der Woche lautet: Flegel

Weiße Schrift und Schreibfeder-Icon auf schwarzem Hintergrund: Kuriosithek - Flegel | Klopfecke - Texte mit Geist


Der Flegel war zum Dreschen da

Ein Flegel in der Kuriosithek – ob das gut geht? Aber klar – die Klopfgeister haben bis jetzt noch jedes Wörtchen zurecht gespukt!

Lümmel wird er auch oft genannt, der Flegel, sowie Frechdachs oder Strolch. Dabei ist das dieswöchige Wörtchen gar nicht so unbedarft, wie man vielleicht denken könnte.

Den Flegel gibt’s nämlich schon seit dem 10. Jahrhundert. Damals traf man solche Exemplare noch zuhauf. Allerdings verstand man unter dem althochdeutschen Wort „flegil“, das vom lateinischen „flagellum“ abstammt, keine ungehörige Person, sondern ein Werkzeug, dass Bauern zum Dreschen des Getreides nach der Ernte einsetzten: den Dreschflegel.

Da dieses Dresch-Instrument eine ziemlichen Wumms hatte, dauerte es nicht lange, bis man seinen Nutzen als Kriegswaffe erkannte. Während des Bauernkrieges und auch in den Hussitenkriegen wurde der Feind mit dem Flegel traktiert. Die als Nunchaku bekannte fernöstliche Variante dieses Feldwerkzeugs kommt noch heute in vielen asiatischen Kampfkünsten zum Einsatz.

Ein Flegel? Oder doch schon ein Vollpfosten?

Im 16. Jahrhundert wurde der Bauer dann mit seinem Werkzeug gleichgesetzt und selbst zum Flegel. Dadurch wurde er abwertend als ungeschliffener Grobian bezeichnet. Das Wörtchen schlug munter weiter aus und brachte im 17. Jahrhundert die Flegelei hervor, ein rüpeliges Sichdanebenbenehmen.

Im 18. Jahrhundert kamen dann die Flegeljahre dazu, die sich inzwischen als Pubertät einen seriöseren Namen gemacht haben. Im 19. Jahrhundert konnte man sich schließlich auch mit flegelhaftem Verhalten unbeliebt machen oder sich einfach irgendwohin flegeln, indem man eine weniger vornehme Sitzhaltung einnahm.

Im 21. Jahrhundert gibt es nur noch wenige Flegel, dafür umso mehr Prolls und Pfosten. Gut, dass ich für meine Kuriosithek noch einen erwischt hab!

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