Kuriosithek – das Wörtchen der Woche lautet: famos

Weiße Schrift und Schreibfeder-Icon auf schwarzem Hintergrund: Oben steht "Kuriosithek". Unten steht "famos". Dazwischen sind zwei Personen im Comic-Stil abgebildet, die eine dritte loben und mit Applaus bedenken | Klopfecke - Texte mit Geist


Ist das nicht famos, grandios, glorios?

Lust auf ein famoses Wörtchen? Ich hab da wieder eins gefunden. Es ist ganz großartig und macht sich garantiert gut in unserer Kuriosithek. 
Oder was denkst du?

 Ist „famos“ doch so ein emporhebendes Adjektiv, das ähnlich lobt wie „ausgezeichnet“, „prächtig“, „fabelhaft“, „vortrefflich“ und dazu noch hübsch daherklingt.

Wirklich famos ist auch der Bedeutungswandel, den dieses Wörtchen im Laufe seiner Geschichte hingelegt hat.
Das muss man erst mal hinkriegen!

 

In aller Munde - nicht in aller Herzen

„Famos“ entstand im 16. Jahrhundert aus dem lateinischen Wort „famosus“, das bei den Römern so viel wie „in aller Munde“, „berühmt“ oder „berüchtigt“ bedeutete.

Das konnte sowohl im guten als auch im schlechten Sinne gemeint sein. 

Denn die Wurzel, das Substantiv „fama“, aus der auch Wörter wie „infam“ und „diffamieren“ hervorgegangen sind, stand ganz allgemein für „Gerede“, „öffentliche Meinung“ oder „Leumund“. 

Die Deutschen haben das Wörtchen dann aber weitestgehend auf seine negativen Bedeutungsaspekte reduziert und nutzten „famos“ oder „famoß“, vor allem in der Rechtssprache, um jemanden als berüchtigt, verrufen oder übel verleumdet zu bezeichnen. 

Schmähschriften nannte man „famoß libell“ oder „famos buechel“, eine „famosa actio“ war eine „ehrenrührige Klage“ und ein famoser Geselle nicht unbedingt ein toller Typ.

Die interessantesten Geschichten ranken sich um die Berüchtigten

Weil sich um Gauner, Strolche und Diebe meist die spannendsten Geschichten ranken, wurde „famos“ bald auch zum Synonym für „mythologisch“, „sagenhaft“, „aus Gerüchten bekannt“.

„In der gesammten Geschichte Sixtus V. ist nichts famoser, als der Weg, auf dem er zum Papstthume gelangt seyn soll, sein Betragen in dem Conclave“, schrieb Leopold von Ranke noch 1836 in seinem Werk „Fürsten und Völker von Süd-Europa im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert“.

Da die deutschen Studenten etwa zur gleichen Zeit die französische Ableitung „fameux“ als Modewort für sich entdeckten, um Großartiges und Bewundernswertes auszudrücken, wurde aus „sagenhaft“ bald „fabelhaft“.

So gelangte das Wörtchen zu seiner grandiosen Semantik, die es bis heute zuversichtlich mit sich tragen darf, auch wenn es bei der Verwendungshäufigkeit inzwischen ein wenig ins Hintertreffen geraten ist. 

Denn krasse Kollegen und coole Typen laufen den famosen Gesellen zunehmend den Rang ab.

Ich hab mir deshalb vorgenommen, öfter auf das famose Wörtchen zurückzugreifen, wenn ich mal wieder etwas Tolles beschreiben soll.

Machst du mit?

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