Kuriosithek – das Wörtchen der Woche lautet: Faible

Weiße Schrift und Schreibfeder-Icon auf schwarzem Hintergrund: Kuriosithek - Faible | Klopfecke - Texte mit Geist


Faible, unsere starke Schwäche

Es ist wieder so weit, meine lieben Freunde der lustigen Wörter: Die Kuriosithek öffnet wieder ihre Türen, um ein weiteres Sprachstückchen einzulassen. Zugegeben, das heutige Wörtchen wohnt doch schon etwas länger hier, denn ich hab es einfach so gern um mich. Aber das ist schließlich kein Grund, es nicht nochmal genauer zu beäugen. 

Das melodisch klingende Wörtchen wird gern genutzt, um in gehobener Weise eine Vorliebe, Neigung oder Schwäche für irgendetwas oder irgendjemanden kundzutun, z. B.: „Ich habe ein Faible für schöne Geschichten“, oder: „Mein Faible für Sonnenschirme machte sich dieses Jahr auch im Oktober noch bemerkbar.“

So ein Faible kann zwar eine echte Stärke sein, der ursprüngliche Bedeutungsschwerpunkt lag eigentlich aber auf „Schwäche“, und zwar im eigentlichen Sinne. Denn der französische Ausdruck „le faible“, der im 17. Jahrhundert erste Ausflüge in die deutsche Sprache unternahm, entstand aus dem Adjektiv „faible“ (schwach) und bezeichnete die schwache Seite, den Fehler oder die verwundbare Stelle einer Person oder einer Sache.

Ursprung und Anekdoten

Dieser entwickelte sich aus dem lateinischen Wort „flebilis“, dessen Bedeutung kläglich und beweinenswert war. Aus diesem Grund sind „Faible“ und „Schwäche“ auch heute noch in gewissen Kontexten Synonyme. „Ich habe eine Schwäche für romantisch gewandete Zeitgenossen“ klingt schließlich auch nicht schlechter …

Insgesamt hat sich unser Sprachschätzchen aber recht positiv entwickelt, finde ich.

Nachtrag:

Beim Forschen hab ich auch ein paar Synonyme des Wörtchens entdeckt, die der Sprachwandel auf der Strecke gelassen hat, wie das Tendre, die Prädilektion oder den Penchant.

Überraschenderweise ist auch ein Anglizismus dabei gewesen, der in der heutigen Zeit gerade wiederentdeckt wird: das Liking. Doch statt „Neigung“ oder „Schwäche“ wie bei seiner Entstehung Ende des 18. Jahrhunderts bedeutet es jetzt „etwas oder jemanden mit einem ‚Gefällt mir‘ markieren“.

Ja, ja, moderne Zeiten, moderne Technik – moderne Wörtchen. 🙃

Wofür hast du denn ein echtes Faible?

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