Kuriosithek – das Wörtchen der Woche lautet: blümerant

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Blümerant - so gar nicht blumig

Diese Woche ist mir ein besonders schöner Vertreter der ungewöhnlichen, lustig klingenden Wörter begegnet, die immer seltener verwendet werden.

Tatsächlich kenne ich wenige Wörter, deren tatsächliche Bedeutung in so krassem Gegensatz zu ihrem ersten Eindruck steht.

Blümerant? Ach, wie süß, es geht um Blümchen … Weit gefehlt!

Dieses hübsch klingende Adjektiv steht für einen Befindlichkeitszustand, der mit „übel“, „elend“, „flau“ oder „schwindelig“ ebenso gut beschrieben werden kann. „Kodderig“, würde mancher Norddeutsche wohl sagen.

„Beim Anblick von Blut wird mir immer ganz blümerant zumute.“

Andernorts hat die Bedeutung von „blümerant“ noch andere Richtungen eingeschlagen.

Im Rheinischen z. B. steht blümerant auch für „rätselhaft“.
Im Mecklenburgischen gibt’s „blümerant“ auch als Substantiv: „So’n Blümerant“, bedeutet etwa: „So ein übler Schuft.“

Das drollige Adjektiv entstand im 17. Jahrhundert, zunächst als „blömerant“, aus dem französischen Ausdruck „bleu mourant“ (sterbendes Blau), der einen blassen, blaugrauen Farbton bezeichnete.

Warum macht "bleu mourant" so blümerant?

Der besagte Farbton war bei den hugenottischen Einwanderern, die nach dem Dreißigjährigen Krieg nach Preußen kamen, recht beliebt und einige Jahrzehnte später im ganzen Königreich der letzte Schrei. Friedrich II war so vernarrt in die Farbe, dass er sein gesamtes Porzellan in Bleu mourant fertigen ließ.

Aber wie’s halt so ist mit Trends und Moden, hing das matte graue Blau schon bald allen zum Hals raus. Angeblich übertrug sich daraufhin das Unwohlsein, dass man beim Anblick der Farbe verspürte, auch auf die Bedeutung des armen Adjektivs.
Aber das ist nur eine von mehreren möglichen Entstehungstheorien.

Ein Verwandtschaftsverhältnis besteht nämlich auch zum englischen Ausdruck „feeling blue“, dem die Musikrichtung „Blues“ ihre Bezeichnung verdankt, und das eine betrübte, niedergeschlagene Stimmung beschreibt.

Im 19. Jahrhundert fiel dann wohl auf, dass die Gesichtsfarbe zusammengeklappter Personen stark an den Farbton des besagten Porzellans erinnerte, wodurch das Wort schließlich seine bis heute gültige Bedeutung erhielt. Da der Ohnmacht nicht selten ein anderer Zustand vorausgeht, ist es möglich, dass daher auch der Ausdruck „blau sein“ stammt.

Ob nun stark blau, blassblau oder anders blümerant, ich werde auf jeden Fall zusehen, dass ich das ulkige Wörtchen wieder öfters unterbringe.

Einen nicht allzu blümeranten Tag wünsch ich dir! 🙃

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