Kuriosithek – das Wörtchen der Woche lautet: Augenweide

Weiße Schrift und Schreibfeder-Icon auf schwarzem Hintergrund: Kuriosithek - Augenweide | Klopfecke - Texte mit Geist


Augenweide - ein bemerkenswert schöner Anblick

So, meine lieben Wörtchen-Freunde. Wir haben es wieder geschafft: Es ist Freitag und die Kuriosithek erweitert sich um ein besonders schönes Exemplar deutscher Lexik.

Ob stilvolle Gebäude, kunstvolle Gemälde, schöne Landschaften, Männlein, Weiblein oder animalische Wesenheiten – so ziemlich alles, was einen angenehmen, schönen Anblick bietet, darf guten Gewissens als Augenweide bezeichnet werden. Denn wenn man schon mal Gelegenheit hat, so ein hübsches Wörtchen anzubringen, kann man’s auch ruhig mal raushauen …

Mittelalterliche Minnesänger gebrauchten das Wörtchen gern, um die Anbetung einer holden Maid zum Ausdruck zu bringen. Im Liedgut der damaligen Zeit lässt sich so manche „ougenweide“ finden.

Was für eine Augenweide!

Und da hätten wir auch schon – ihr habt’s bestimmt geahnt – den Ursprung unseres Sprachpartikels. Das mittelhochdeutsche Wort „ougenweide“ bildete sich aus dem Wort „ougen“ für „Augen“ (logisch) und dem althochdeutschen Wort „weida“.

Letzteres bezeichnete sowohl den grasbewachsenen Futterplatz des Herdenviehs als auch die Nahrungsaufnahme oder Speise der Menschen. Die mittelhochdeutsche Variante „weide“ stand dann auch für „Erfrischung“, „Genuss“ oder „Labsal“. Somit war die Augenweide ursprünglich also ein Augenschmaus.

Ausnahmsweise ist die englische Variante nicht ganz so hübsch: Da spricht man vom „eye candy“ (Augen-Naschwerk).

Heute ist das Wörtchen zwar selten, aber durchaus noch anzutreffen.

Eventuell interessante Zusatz-Info: Anfang der 70er bis Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es mal eine Folkrock-Band namens Ougenweide, die erste Variationen einer Musikrichtung zum Besten gaben, die heute als Mittelalter-Rock bekannt ist.

„Ougenweyde“ heißt auch ein Song der Mittelalter-Band Corvus Corax, welche die Minnetradition auf ihre Weise hochhält.

(Das ursprünglich dort nicht vorhandene Ypsilon, mit dem das Wörtchen neuerdings ausgestattet wird, soll es wohl antiquierter erscheinen lassen, als es eigentlich ist.)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Andrea Kuschan

    Liebe Dorit,

    Es ist richtig entspannend, sich einfach mal auf ein Wort einzulassen. Ein bisschen schmunzeln, ein bisschen nachsinnen – ah ja, daher kommts. Eine Augenweide – etwas, was unseren Augen Nahrung bietet. Und damit auch dem Geist.

    Ich werde morgen mal nach einer Augenweide Ausschau halten.

    Viele Grüße
    Andrea

    1. Dorit Flor

      Genau, liebe Andrea. 😊
      Ich freu mich, dass dir diese Augenweide gefallen hat und hoffe, dir läuft bald eine weitere übern Weg.
      Viele Grüße zurück

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